Starökonom zu Gast beim Netzpunkt

Der Uni-Turm war ein gut gewählter Veranstaltungsort. Das Kuppelrestaurant der Universität Zürich bietet einen fantastischen Blick über die Stadt und ist damit hervorragend geeignet, um die Welt aus der Vogelperspektive der Makroökonomie zu betrachten.

EMBA-Alumni-Vorstandsmitglied Adolf Doerig hat den renommierten Ökonomen Prof. Dr. Klaus W. Wellershoff zu einem offenen Gespräch eingeladen. Der ehemalige UBS-Chefökonom besitzt heute ein Beratungsunternehmen in den Bereichen Makroökonomie und Finanzmärkte und ist Honorarprofessor für angewandte Volkswirtschaft an der Universität St. Gallen.

Es wurde ein intellektuell anspruchsvoller und zugleich vergnüglicher Abend. Der Mann hat Humor und verfügt über eine Selbstironie, was seinem Auftritt eine entspannte Leichtigkeit verleiht. Ein vielleicht sogar notwendiger Gegensatz zu seiner Profession, die auch schon als „The Dismal Science“ bezeichnet wurde wegen ihrer zuweilen düsteren Prognosen.

Auch Wellershoffs volkswirtschaftliche Trendvorhersagen waren alles andere als heiter. Für ihn wird sich in den nächsten Jahren die Gerechtigkeitsfrage zuspitzen, mehr Transparenz im Marktgeschehen wird die Margen dahinschmelzen lassen und die Wachstumsraten werden deutlich sinken. Wellershoff erwartet in den nächsten 20 Jahren zudem eine massive Vermögensvernichtung. Zum einen aufgrund von steigenden Inflationsraten. Zum anderen wegen der hohen Verschuldung. Denn die Entschuldung der Einen wird eine Vermögensvernichtung der Anderen bedeuten. Wellershoff bezeichnet sich zwar als Optimist, gleichzeitig hört man aber, dass er sich einen Bauernhof gekauft hat und wertvolle antiquarische Bücher sammelt – Dinge also, die wertbeständig sind.

Die Gelegenheit zum Gespräch wurde rege genutzt und es wurden auch kritische Fragen gestellt. Das Bewusstsein über die Komplexität der globalisierten Wirtschaft und die Widersprüchlichkeit der Expertenmeinungen verunsichern spürbar. Wellershoff selbst übte Kritik an seiner Zunft. Für ihn vertreten Ökonomen teilweise einen Anspruch, der empirisch nicht gehalten werden kann. Sein Beratungsunternehmen beschäftigt sich unter anderem mit der Frage, was überhaupt zuverlässig prognostizierbar ist und was nicht.

Die Veranstaltung endete rechtzeitig zum Anpfiff des Fussballspiels der Schweizer Nationalmannschaft an der WM. Der Abend hat dann mit dem 3:0 Sieg gegen Honduras, zumindest für die Schweizer, fröhlich geendet.

Text: Monica Jeggli

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