«Futuristic but Realistic» – ein exklusiver Blick in die medizintechnische Zukunft

Wir trafen uns in einem ETH Bau der 60er oder 70er Jahre, um aus erster Hand etwas über bahnbrechende neue Technologien in der Biomedizin zu erfahren. Eingeladen hatte EMBA-Alumni-Vorstandsmitglied Adolf J. Doerig, der sich als Berater für Chancen- und Risikomanagement berufeshalber mit Technologietrends und entsprechenden Szenarien beschäftigt. Sein Sohn hat kürzlich im Labor für Biosensoren und Bioelektronik (http://www.lbb.ethz.ch/) doktoriert.

Medizintechnik – Zukunftschance für die Schweiz

Das LBB wird geleitet von Professor Janos Vörös und PD Dr. Tomaso Zambelli, beides Physiker. Sie betreiben interdisziplinäre Forschung an der Schnittstelle von Engineering, Nanotechnologie, Materialwissenschaft, Medizin und Biologie. Es geht um die Erforschung von molekularen und zellularen Prozessen an elektrifizierten Schnittstellen und in neuronalen Netzwerken. Die Arbeitsbedingungen sind bewusst innovationsfördernd gestaltet. Mit Erfolg: Aus ihrem 25-köpfigen Team gehen jedes Jahr 3 bis 5 Patentanmeldungen hervor und es wurden bereits zwei Startups gegründet. Das Jahresbudget von 3 Millionen Franken entlockte einigen EMBA-Alumni mit Grossbetrieb-Erfahrung ein müdes Lächeln: Sie haben Projekte erlebt, die ein Vielfaches dieses Betrages verschlangen, obwohl von Anfang an niemand daran glaubte.

Das LBB ist Teil des in Zürich entstehenden Wissenshubs für Medizintechnik, einem neuen  strategischen Schwerpunkt der ETH Zürich. 2011 wurden dank privater Unterstützung vier neue Professuren geschaffen, sieben weitere sind geplant. 2012 wurde die Kompetenz in diesem Bereich im neuen Departement «Gesundheitswissenschaften und Technologie» gebündelt. Bis 2016 wird ein neues Medtech Center gebaut, das dank seiner Nähe zum Universitätsspital Dreh- und Angelpunkt der Medtech-Initiative der ETH werden soll.

Krebsdiagnostik, Nanospritzen und elektrische Implantate

Vörös und Zambelli stellten uns Projekte aus ihren drei Forschungsbereichen vor. Im Bereich Biosensorik wird an einer Früherkennung von Tumoren gearbeitet. Sind sie noch weniger als ein Millimeter gross, kann Krebs zu über 99% geheilt werden. Mit Hilfe elektrochemischer Prozesse soll ein Mobiltelefon zu einem Krebsdiagnostiziergerät umgewandelt werden. Krebsdiagnose über den Atem gibt es bereits: In China werden Hunde trainiert, welche an Krebs erkrankte von gesunden Menschen unterscheiden können. Bei den Alumni kam die Frage auf, ob mit Hilfe dieses Tools die Brüste von Angelina Jolie hätten gerettet werden können. Die Schauspielerin hatte aufgrund ihres 60%igen genetischen Krebsrisikos beide Brüste entfernen lassen.

Im Bereich der Biomedizin hat das Vörös-Team für Chirurgen elastische elektrische Implantate entwickelt, mit welchen querschnittgelähmte Ratten wieder zum Laufen gebracht werden konnten. Ziel ist es, dass beispielsweise Querschnittgelähmte eines Tages mittels Software und dieser Technologie ihre Beine über das Gehirn wieder steuern und richtig gehen können. Bereits für das nächste Jahr sind erste klinische Versuche geplant.

Für den Bereich Nanobiotechnologie stellte uns Zambelli das «Fluid force microscope» (FluidFM) vor, die zurzeit kleinste Spritze der Welt. Sie wird über Laser sehr fein gesteuert. Die Öffnung der Nadelspitze hat einen Durchmesser von 200 Nanometern – 500 Mal kleiner als ein Haar. Dadurch können zukünftig zum Beispiel Medikamentenwirkstoffe, DNA oder RNA in eine einzelne Zelle injiziert werden, ohne diese zu zerstören. Gleichzeitig können über die Nadel auch Proben aus einer Zelle für die spätere Analyse entnommen werden. FluidFM eröffnet völlig neue Potentiale in der Forschung und Entwicklung von einzelnen Zellen. Produkte und Lösungen werden von der Cytosurge AG einem Spin-off der ETH im Technopark Zürich weiterentwickelt und weltweit vertrieben.

Geselliger Abschluss

Von den nüchternen Labor-Räumen der ETH begab sich die Alumni-Gruppe ins glanzvolle Jugendstil-Hotel Zürichberg zu Apéro und Abendessen. Die Tischgespräche waren angeregt, es wurde viel gelacht und das Essen war ganz wunderbar. Die schneidende Kälte, die uns draussen erwartete, konnte der guten Laune bestimmt nichts mehr anhaben.

Text: Monica Jeggli

Weiterführende Links:

Dossier Gesundheitswissenschaft- und Technik: www.ethlife.ethz.ch/archive_dossiers/dossier_medtec/index

MedTech-Reports:

http://www.medtech-switzerland.com/en/downloads

Cytosurge AG: http://www.cytosurge.ch/

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