«Weltspitze sein und bleiben»

Netzpunkt mit Heinz Karrer, Präsident economiesuisse, und Luzi Bernet, Nachrichtenchef NZZ.
27. Mai 2015, Restaurant UniTurm, Universität Zürich

Am ersten Sommertag nach dem Wettereinbruch trafen sich die EMBA-Alumni im Turm der Universität Zürich zum Netzpunkt mit Heinz Karrer und Luzi Bernet.

In seinem Impulsreferat gab Heinz Karrer einen Überblick über die Lage der Schweizer Wirtschaft und stellte fest, dass die Schweiz in wichtigen Bereichen vordere Ränge bekleidet. Er ging auf die Gründe für diese gute Situation ein und kam zum Schluss, dass es sich dabei um ein ganzes Mosaik von Faktoren handelt.

Gleichzeitig diagnostiziert er eine Veränderung des Umfeldes. Erstens haben die Wirtschaftseliten ihre Orientierungsfunktion verloren und es ist zu einer generellen Vertrauenserosion in Institutionen gekommen. Zweitens haben sich die Medien verändert – Skandalisierung und Personalisierung haben in der Berichterstattung zugenommen, was nicht ohne Folgen für das Verhalten öffentlicher Personen geblieben ist. Drittens hat eine innenpolitische Polarisierung stattgefunden. Die Konsenssuche ist anspruchsvoller geworden und es werden mehr Initiativen eingereicht. Und viertens ist die Schweiz internationaler geworden.

Als Kompass für die Zukunft hat economiesuisse eine Vision für das Jahr 2020 ausgearbeitet: Sie will in Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit weiterhin oberste Ränge bekleiden, dabei soll die Arbeitslosigkeit tief bleiben. Bei den Strategien zur Verwirklichung dieser Vision waren es vor allem vier Themen, die in der anschliessenden Diskussion am meisten bewegten: Das Verhältnis der Schweiz zur Welt, wozu auch die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative gehört, das duale Bildungssystem mit seiner vergleichsweise tiefen Maturaquote, die damit zusammenhängende Innovationsfähigkeit der Schweiz sowie der Vertrauensverlust in Wirtschaft und Politik.

Im Hinblick auf die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative setzt sich economiesuisse für ein möglichst flexibles System ein, mit einer Schutzklausel statt einem starren Kontingentssystem. Gleichzeitig will sie die Sorgen der Schweizer Bevölkerung ernst nehmen und zeigen, dass Lösungen gesucht werden. Der Vertrauenserosion wird mit mehreren Strategien begegnet: Man will einen offenen und ehrlichen Dialog führen; die Wirtschaft soll für die Bevölkerung greifbarer gemacht werden und Wirtschaftsführer sollen auf breiter Front mobilisiert werden. «Wenn sich jeder Unternehmer nur einen Tag im Jahr an öffentlichen Diskussionen beteiligen würde, wäre viel gewonnen», so Karrer.

Luzi Bernet eröffnete als Moderator den Diskussionsteil mit dem Hinweis, dass der Veranstaltungsort früher der Fechtsaal der Universität Zürich gewesen ist. Das sei doch passend für die kontroverse Diskussion, die er in Gang setzen wolle. Die Kontroverse gelang und das Publikum diskutierte rege mit. Bernet stellte die optimistische Sichtweise der Situation der Schweiz in Frage. Heinz Karrer wollte zwar nicht von einem drohenden Abstieg sprechen, sondern eher davon, dass die Schweiz überholt werden könnte. Weiter wurden insbesondere die Fragen lebhaft diskutiert, wie viele und welche Akademiker die Schweiz braucht und wie ein möglichst gutes Umfeld für Innovationen geschaffen werden kann. Economiesuisse wurde zudem als Organisation kritisch hinterfragt. Heinz Karrer gab zu, dass viele der heutigen Probleme selbstverschuldet seien. Um wieder schlagkräftiger zu werden, wird der Verband einen separaten Kampagnenzweig gründen. Gewinnen wollen, sei dabei entscheidend. Den Vorwurf, economiesuisse habe sich vor allem um die Grossunternehmen gekümmert, wollte Heinz Karrer hingegen nicht gelten lassen. Er wandte sich gegen das «auseinanderdividieren» von gross und klein, national und international. Die Schweiz verfüge über einen einmaligen Mix von unterschiedlichen Unternehmen, den es zu erhalten gelte.

Die Diskussion fand ihre Fortsetzung beim anschliessenden Apéro. Offenbar waren die Gespräche interessant, denn niemand nutze die Gelegenheit, die wunderbare Aussicht von der Terrasse des Uni Turms zu geniessen.

Text und Fotos: Monica Jeggli

 

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