Erfolgsstory

«Wirtschaftlicher und sportlicher Erfolg sind immer ein Ergebnis erfolgreicher Teamarbeit»

Florian Kohler – CEO von Swiss Ice Hockey – im Interview mit dem Executive MBA der Universität Zürich. Der 39-jährige Kohler hat im Sommer die operative Leitung der Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) übernommen und verantwortet in seiner Funktion die sportlichen, administrativen und wirtschaftlichen Bereiche des Schweizer Eishockeys.

Herr Kohler, neben dem grossen Erfolg der Nationalmannschaft bei der WM war viel über das Schweizer Eishockey in Verbindung mit der durchgeführten Strukturreform von Verband und Liga zu lesen. Welche Herausforderung wird im Zusammenspiel von Liga und Verband auf Sie warten?

Die juristischen und formellen Aufgaben sind von meinem Vorgänger erfolgreich auf den Weg gebracht worden. Nun sehe ich die Herausforderung insbesondere in der Schaffung einer gemeinsamen Unternehmenskultur – «aus drei mach eins». Es wird darum gehen, die Bereiche Nationalmannschaften, die Liga mit National League A und B sowie die Regio League mit ihrer Amateurmeisterschaft auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen und die unterschiedlichen Mentalitäten zu vereinen. Trotz der verschiedenen Ausrichtungen und Aufgaben soll in absehbarer Zeit eine einheitliche Unternehmenskultur entstehen.

Als weiteres Ziel wollen wir das Schweizer Eishockey mit seinen grossen sportlichen Erfolgen und Emotionen noch spürbarer und erlebbarer machen und dadurch als attraktive Marketingplattform weiter stärken.

Wie gehen Sie an diese Aufgabe heran?

Als CEO muss ich eine treibende Kraft des Veränderungsprozesses sein. Das bedingt neben einem umfassenden, betriebswirtschaftlichen Methodenkoffer auch die Fähigkeit, zuzuhören und in wichtigen Momenten die richtigen Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen. Bei aller Veränderung haben wir einen entscheidenden Vorteil: Obwohl wir von drei unterschiedlichen Gefässen – Liga, Regionalliga und Nationalmannschaft – sprechen, geht es bei der Fusion um ein und dasselbe Produkt: erfolgreiches Eishockey. Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir Erfolg haben werden.

Den wirtschaftlichen Druck spüren auch die Eishockey-Vereine. Welche Rolle wird Swiss Ice Hockey vor diesem Hintergrund in Zukunft spielen?

Der Profisport ist ein knallhartes Business. Der betriebswirtschaftliche Erfolg liegt in der Verantwortung der Vereine. Die SIHF fungiert als Sparringspartner und bietet Hand bei übergeordneten Fragen.

Unser Erfolg hat aber einen direkten Einfluss auf die Vereine: Überschüsse jeglicher Art fliessen diesen direkt oder indirekt zu, solange die SIHF schwarze Zahlen schreibt.

Die Schweiz verfügte 2012 über gut 26’000 lizenzierte Spielerinnen und Spieler, Kanada und die USA über mehr als eine halbe Million, Schweden und Russland immerhin über rund 60’000. Nichtsdestotrotz gewann unsere Nationalmannschaft an der letzten WM die Silbermedaille und noch nie zuvor konnten so viele Spieler in der nordamerikanischen National Hockey League Fuss fassen. Wie kann sich das Schweizer Spitzeneishockey vor diesem Hintergrund noch weiterentwickeln?

Die konsequente und nachhaltige Nachwuchsförderung in der Vergangenheit zeigt Wirkung. Dies widerspiegelt sich sowohl in den Ergebnissen unserer Nati als auch in den tollen Spielen, die wir Woche für Woche auf Schweizer Eis verfolgen können. Aus diesem Grund ist es für mich zentral, die bereits eingeschlagene Strategie nachhaltiger Nachwuchsförderung konsequent weiterzuverfolgen und auszubauen.

Beispielsweise im nordamerikanischen Spitzeneishockey werden Eishockeyakademien seit Jahren erfolgreich betrieben. Hier gibt es in der Schweiz noch viel Luft nach oben. Doch gerade solche Investitionen bedingen neben dem sportlichen auch den wirtschaftlichen Erfolg.

In diesem Zusammenhang wird manchmal moniert, eine Eishockeykarriere sei in der Schweiz immer noch bedeutend einfacher, wenn man aus gut situierter Familie komme. Wäre die angesprochene Akademie die Lösung, Schweizer Talenten zu einer erfolgreichen Sportkarriere zu verhelfen, ohne dass sie mangels beruflicher Alternativen in einer Sackgasse landen?

Unser Ziel muss sein, die Eintrittsbarriere zum Eishockeyspielen für Jugendliche so tief wie möglich zu halten. Ein positives Beispiel, das mir spontan einfällt, ist ein Club in Gstaad, der jungen Nachwuchstalenten die Ausrüstung zu zahlbaren Konditionen vermietet.

Das Projekt Nationales Ausbildungszentrum (NAZ) in Winterthur hätte einen grossen Schritt in Richtung Talentförderung bedeutet. Dieses konnte jedoch bekanntlich aufgrund von fehlenden Investoren-Leistungen nicht realisiert werden. Eine solche Akademie wäre das Ziel – von welchem wir jedoch momentan weit entfernt sind.

In der NZZ online vom 28. März 2013 wird der Verwaltungsratspräsident von Swiss Ice Hockey, Marc Furrer, dahingehend zitiert, sie seien unter anderem aufgrund Ihrer ausgewiesenen betriebswirtschaftlichen Kompetenzen als CEO von Swiss Ice Hockey ausgewählt worden. Welche Bedeutung hat für Sie das Thema Weiterbildung und hierbei insbesondere der Executive MBA-Abschluss der Universität Zürich?

Eine solide Ausbildung ist in jeder Hinsicht die Basis für beruflichen Erfolg. Neben meinem Studium hat mir gerade der Executive MBA geholfen, mein betriebswirtschaftliches Grundverständnis weiterzuentwickeln. Ausgerüstet mit einem Set anwendbarer Managementmethoden und -modelle konnte ich bisher bereits den einen oder anderen Treffer landen. Und ich kann unverblümt sagen, dass der Executive MBA-Abschluss quasi meine Legitimation für den CEO-Posten bei der SIHF war – die Bestätigung, dass ich betriebswirtschaftlich fit bin.

Gibt es Themenbereiche des EMBA Programms, die Ihnen in der Ausübung Ihrer Funktion besonders hilfreich sein werden?

Nehmen Sie zum Beispiel die Corporate Finance Module: Swiss Ice Hockey wird in Zukunft in neue Projekte investieren. Neben dem reinen Zahlenverständnis muss ich die Investitionen auch in die Verbandsstrategie einzuordnen wissen und deren langfristige Folgen erkennen können. Mit dem im Rahmen des EMBA erworbenen Know-How sehe ich nicht nur das reine Ergebnis, sondern auch die Implikationen, die sich aus Investition ergeben können – sportlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich.

Zudem ist es mir dank dem EMBA möglich, einen gesamtheitlichen Blick auf das Unternehmen zu haben, um dessen verschiedene Kräfte bündeln und kanalisieren zu können.

Welches waren die Gründe, die für einen Executive MBA an der Universität Zürich gesprochen haben?

Neben dem umfassenden Studienplan war es die Möglichkeit, meine berufliche Tätigkeit optimal mit der Weiterbildung verbinden zu können. Daneben sprach mich die Gestaltung der einzelnen Module an. Dass ich während des EMBA-Programms an der Uni Zürich Kommilitonen und Kommilitoninnen aus verschiedenen Branchen mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen treffen würde, war ebenfalls auschlaggebend für meine Wahl. Und schliesslich war mir die internationale Ausrichtung sehr wichtig.

Gemeinsam mit Eric Cosandey haben Sie 2013 den Executive MBA UZH-Alumni-Preis für Ihre Masterarbeit gewonnen. Dieser Preis zeichnete die Innovationskraft ihrer Arbeit aus. Wie werden Sie Ihre Rolle als CEO auslegen bzw. in welcher Weise wird das Thema Innovation Ihre Arbeit als CEO begleiten?

Ich werde klare, erreichbare Ziele setzen und den Realisierungsprozess fortlaufend überprüfen. Ich werde viel fordern, werde aber auch viel wieder zurückgeben. Zudem scheint es mir wichtig, das Interesse an den Mitarbeitenden nicht nur zu demonstrieren, sondern jeden Tag aufs Neue vorzuleben. Ich möchte meine Mitarbeitenden erreichen, um im Team den Erfolg unserer Arbeit nach aussen sichtbar zu machen. Denn wie auf dem Eis zählt der Erfolg des Teams. Ein solches zu formen und auf den Erfolg einzustellen, darin sehe eine meiner Aufgaben als CEO.

Auch bezüglich der angesprochenen Innovation habe ich klare Vorstellungen: Wenn sich ein Business über längere Zeit ohne Innovation durchschlägt, werden die Mitarbeitenden lethargisch. Innovation ist für mich ein Treiber, sowohl für den sportlichen, als auch den wirtschaftlichen Erfolg. Gleichzeitig fördert Innovation die Freude an der Arbeit und das Engagement jedes Einzelnen. Kurz: Mehr Engagement bedeutet mehr Erfolg.

Metaphorisch gesprochen: Welche Position werden Sie als CEO von Swiss Ice Hockey spielen, welche Tore und Assists erzielen, welche Checks austeilen?

Die Position des Centers – er verteilt vorne die Pucks, damit sich die Flügelstürmer optimal in Szene setzen und Tore erzielen können. Gleichzeitig ist der Center auch in der Defensive anzutreffen und mitschuldig, wenn es «chachled».

.

Zu den Checks will ich mich jetzt noch nicht äussern .

Herr Kohler, herzlichen Dank für das Gespräch. Im Namen des EMBA wünsche ich Ihnen und Ihrem Team viel Erfolg.

Das Interview mit Florian Kohler führte Christian Rosser.

Alle News

Follow us on the social networks…
This website uses cookies. By using this website you are agreeing to the use of cookies. Data Protection Statement
Accept