Auf einen Sprung ins All

Mit einem Jubiläumsbankett im Hotel The Dolder Grand feierte die Alumni Organisation des Executive MBA der UZH ihr 25-jähriges Bestehen. Der Astronaut Claude Nicollier nahm die Gäste in einem packenden Vortrag mit auf einen Spaziergang ins All. Für Andrea Schenker-Wicki war die Gala zugleich ein Abschiedsfest.

Verglichen mit den titanischen Traditionen von Universitäten wie Oxford, Pisa oder Prag ist ein 25-Jahr-Jubiläum natürlich ein Babyalter. «Doch ein Vierteljahrhundert Bildung ist ein guter Grund zum Feiern», sagte Eric Schinzel. Der neue Präsident der Alumni Organisation des Executive MBA eröffnete den Abend und überreichte Andrea Schenker-Wicki zu ihrem Abschied einen bunten Strauss Rosen. Die langjährige Leiterin des Executive MBA tritt im Sommer ihre neue Stelle als erste Rektorin der ältesten Schweizer Universität in Basel an. Schinzel dankte ihr für ihren Einsatz mit Kopf und Herz: «Sie hat das EMBA aufgebaut und ist uns Studierenden immer beigestanden.» Schenker-Wicki verabschiedete sich ihrerseits mit einigen Anekdoten aus 14 Jahren Executive MBA. Besonders wertvoll und unvergesslich seien die Studienreisen nach Stanford, Yale, Shanghai oder Hydarabad gewesen: «Es war eine ganz schöne Zeit in meinem Leben.» Die ehemalige Prorektorin der UZH lobte die MBA-Studierenden für ihren Ehrgeiz. Und sie bat um Nachsicht, wenn sie auch streng war, ganz dem Motto verpflichtet: «Gehe weiter, um erfolgreich zu sein.» In Anwesenheit von Dekan Harald Gall stellte Schenker-Wicki auch der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der UZH ein gutes Zeugnis aus, bevor die versammelte EMBA-Familie auf die Zukunft des Vereins und der Alma Mater anstiess: «Vivat, Crescat, Floreat!»

Zu den Sternen spazieren

Vor dem Festmahl stand den Gästen ein kurzweiliger Ausflug ins All bevor. Der Schweizer Astronaut Claude Nicollier lud dazu in einem Vortrag über die «Lehren der Raumfahrt» ein. «Wir haben sehr viel gelernt über das Universum und über uns», begann der promovierte Astrophysiker seinen packenden Bericht. Warum sollte die Menschheit sich überhaupt auf Wagnisse wie die Raumfahrt einlassen, wo solche Unternehmen mit so hohen Risiken und Kosten verbunden ist? Für Nicollier ist die Antwort klar: Nur wer viel riskiere und seine persönlichen Grenzen mit Mut und kühlem Kopf stets verschiebe, könne auch die Grenzen des Wissens sprengen. Nicollier, der ab 1980 rund 25 Jahre als Auslandschweizer in Houston lebte und dort bei der NASA arbeitete, nahm zwischen 1992 und 1999 an insgesamt vier Space Shuttle-Missionen teil. Der Astronaut zitierte John F. Kennedy, der 1961 das amerikanische Apollo-Weltraumprogramm lanciert hatte: «We choose to go to the Moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard.» Nicollier zeigte sich begeistert von dieser wagemutigen Vision. Das Apolloprogramm der NASA sei auch der Beweis, dass man mit vereinten Kräften selbst unmögliche Ziele erreichen können, sagte Nicollier: «Ja, es brauchte viel Talent, viel Geld und viel Wille. Aber es war möglich.» Zu den wichtigsten Voraussetzungen für jedes Abenteuer im All zählt der Astronaut die Neugier: «Wir sind Menschen, wir wollen verstehen.» Obwohl die Raumfahrt sehr teuer und gefährlich sei, sei sie im Interesse der Menschheit. Nicollier verglich den Schritt ins All mit einer Stufe in der Evolution, etwa als die Lebewesen auf der Erde vom Wasser auf das Land stiegen: «Das war keine einfache Evolution, aber es brachte den Lebewesen eine höhere Überlebenschance.»

Einsam und zerbrechlich

In seinem Vortrag betonte Nicollier auch die Verantwortung, die wir für unseres «schönen, kleinen, einsamen und zerbrechlichen Raumschiff Erde» haben. Untermalt mit atemberaubenden Videos kommentierte Nicollier den Blick von aussen auf den Planeten: «Wir sind sehr einsam. Niemand wird uns helfen, wenn wir unser Raumschiff nicht richtig behandeln.»

Der Pionier zeigte sich dankbar für die aussergewöhnliche persönliche Erfahrung im All: «Das ist eine Reise, die man nie vergisst.» Die nervliche und körperliche Belastung beim Start, die plötzliche Schwerelosigkeit und schliesslich die Arbeit im sternenklaren Universum. Nicollier brachte die Gäste zum Träumen. Mit Augenzwinkern empfahl er die Weltraumerfahrung jedem zur Nachahmung: «Wenn Sie die Gelegenheit dazu haben, sollten Sie das tun.» Mit dem legendären «Freude herrscht» liess Nicollier auch etwas Stolz auf die erfolgreichen Missionen durchblicken: «Die Möglichkeit, das Weltraumteleskop Hubble funktionsfähig zu machen, das war für mich ein Traum.»

Galaktische Inspiration

Zum Schluss seines Vortrags teilte Nicollier einige Erfolgsrezepte mit dem Publikum: «Das wichtigste sind wohl definierte Ziele, klare Prioritäten und Teamarbeit.» Wie in der Fliegerei sei zudem strikte operationelle Disziplin unverzichtbar, sagte der ehemalige Hunterpilot der Schweizer Armee mit Verweis auf die Checklisten der Fliegerei. Der Rest sei «Training, Training, Training». Bei der NASA hätten die Astronauten immer versucht, das Unvorhersehbare vorherzusehen und so zu trainieren, dass man auch in unerwarteten Situationen richtig reagieren könne. «Treten Sie einen Einsatz nie zu wenig vorbereitet an. Übertrainiert ist immer besser als untertrainiert», sagte Nicollier, mit einem Ausblick in die unendlichen Weiten des Universums. Für Nicollier gibt es keinen Zweifel, dass auch der Mars als nächste Etappe in der Reichweite der Menschen liege. In der Raumfahrt sieht der Professor an der EPFL auch ein grosses Potenzial für die Wissenschaft. Die Kompetition der Phase des kalten Krieges sei längst der viel fruchtbareren internationalen Kooperation gewichen. Was für Gagarin 1961 noch eine grosse Gefahr gewesen sei, sei mittlerweile erwiesen: «Man kann im All lange leben und gut arbeiten.» Nicollier ermunterte die Zuhörer auch, seine Erfahrung als Inspiration für irdische Herausforderungen anzunehmen, sei es im Unternehmen oder im Privaten: «If you really, really want it, you can do it.»
So glitten die Gäste beinahe schwerelos in den gemütlichen Teil des exquisiten Abends. Zum 5-Gang Menü aus der Dolderküche wurde die Gesellschaft durch Tanzmusik unterhalten. Es spielte das schweizerisch-ungarische Ensemble Combo Tzigane des Violinisten Ulrich Schmutz. Als Andenken an den süssen Abend gab es ein Glas Honig aus der Imkerei des Alumnus Werner Werder aus Boniswil. Dieser fand seine wissenschaftliche Neugier nach seiner Pensionierung in der Herausforderung als Imker gestillt.

Text: Claudio Zemp

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